Vorteile einer zweisprachigen Ausbildung
Was ist Immersion?
Jeder hat seine Muttersprache durch Immersion erlernt. Das Kleinkind lernt parallel die eigene Sprache, neue Fähigkeiten und die Welt um sich herum zu verstehen. Das ist ein jahrelanger Prozess und gelingt durch:
- Sprechen mit dem Kind über Stunden, Tage, Jahre.
- Viele Wiederholungen.
- Kurze Sätze.
- Langsames Sprechen.
- Mimik und Gestik.
- Positive Beziehung zum Kind.
- Vertrauen in den Erfolg.
- Geduld.
Im Immersionsunterricht lernen die Schüler ebenfalls gleichzeitig Sachinhalte in einer neuen Sprache. Viele der Erfolgsfaktoren sind auch hier wichtig. Ein wesentlicher Unterschied liegt allerdings in der verfügbaren Zeit.
Sprachenlernen braucht Zeit
Die Grenze des Sprachenlernens liegt in der verfügbaren Zeit – nicht in der Gehirnkapazität. Der Zeitaufwand Sprachenlernen wird häufig unterschätzt.
- Während der ersten sechs Lebensjahre hört ein monolinguales Kind seine Muttersprache 17 500 Stunden
- Es spricht rund 2200 Stunden lang (inklusive der ersten Versuche).
- In einer bilingualen Schule stehen von der 1.-6. Klasse 3000 Stunden Unterrichtszeit in der Fremdsprache zur Verfügung.
- Ziel ist es, sehr effizient einen spezifischen Wortschatz aufzubauen.
- Studien belegen, dass der Immersionsunterricht dem herkömmlichen Zweit- oder Fremdsprachenunterricht überlegen ist (Thomas & Collier, 1997, 2001).
Altersabhängige Lernstile
Kleine Kinder lernen im Kontext (synthetisch).
Kleine Kinder müssen Gehörtes mit Gegenständen und Handlungen verbinden können: «Ich schäle dir jetzt eine Banane».
Deshalb sind begleitende Aktivitäten in diesem Alter die beste Lernmethode.
Ältere Kinder lernen analytisch.
Ab ca. 10 Jahren (+/- 2 Jahre) können die Kinder abstrakter und dadurch auch schneller und effizienter lernen.
ABER:
Der Zeitaufwand für Unterricht und Übungen ist begrenzt.
Die Sprachbegabung und die Motivation sind limitierende Faktoren.
Die Gruppe spielt im Teenageralter eine bedeutende Rolle und oft fehlt der Mut, vor anderen Fehler beim Sprechen der neuen Sprache zu machen.
Wie können Lehrpersonen das Sprachenlernen fördern?
Struktur geben
- Klare, deutliche Sprache mit bewusster
- Rituale: gleiche Abläufe von Lektionen bevorzugen. Struktur der Lektionen
- Lernziele schriftlich und mündlich ankündigen.
- Wissenssicherung am Schluss der Lektion (”Frage des Tages”).
- Latein als Brücke über allen Sprachen.
Bewusster, reflektierter Sprachgebrauch
- Neue Wörter des Tages (schriftlich u. mündlich) in allen Fächern.
- Komparative Grammatik: bewusst die ANDERE Sprache zum Thema machen (“Sprechen über Sprache”):
- “Welche Wörter werden im Englischen gross geschrieben und wie kann man sich das merken?”
- “Wie unterscheiden sich die Vergangenheitsformen auf EN und auf DE? Was ist gleich, was ist anders?”
Altersentsprechende Erwartungen für bilinguale Kinder
- 2 Jahre
- prüfungsfreier Übertritt in die Oberstufe.
- Geduld mit Code-Switching (3-5 Entlehnungen pro Lektion ok).
- mündlich: korrekt wiederholen statt korrigieren.
- schriftlich: Rechtschreibung korrigieren, aber nicht in die Fachnote einfliessen lassen.
- späte Wahl zwischen IB und Matura (Zeit für Deutschkompetenzaufbau).
Positive Beziehung und Vertrauen
- Glauben an den Erfolg.
- Gute Fehlerkultur.
- Unterstützende Lernatmosphäre.
- Motivierende, vielfältige Angebote.
- Supportangebote:
– Class Core Time.
– DaZ / EaL.
– Lehrpersonen tagsüber immer ansprechbar, auch über Mittag.
– Unterstützung nach Schulschluss.
Wie können Eltern den Spracherwerb unterstützen?
- Sprechen Sie in Ihrer Muttersprache mit Ihrem Kind, egal welche es ist (ideal: regelmässiger Austausch mit 5 verschiedenen Bezugspersonen in dieser Sprache).
- Kein Deutsch- oder Englisch-Sprechzwang zu Hause.
- Lassen Sie Ihr Kind selber sprechen (KEIN: “Gell, du bist jetzt traurig” oder “Willst du sagen, dass…”, sondern: “Was willst du mir sagen?” und dann LANGE warten, bis es spricht, und den Satz dann weder verbessern noch zu Ende sprechen, sondern warten, bis ein zweiter Satz kommt).
- Schaffen Sie ein variationsreiches, lernanregendes Umfeld. Gehen Sie in Ausstellungen, Konzerte, Sportveranstaltungen, diskutieren Sie am Tisch über Politik, Wirtschaft, entwickeln Sie Ideen zur Lösung von Ihren Führungsproblemen usw. und begründen Sie auch Gegenargumente.
- Positiver Bezug zu allen Sprachen (NICHT: “Ich konnte auch schon kein Französisch” sondern: “Ich bin so froh, dass du besser Französisch sprechen wirst als ich”).
